Was ist eigentlich Vergebung und wie kann ich vergeben?
Vielleicht hast du dich auch schon mal gefragt: Was ist eigentlich Vergebung und wie kann ich vergeben? Für mich ist dieses Thema in den letzten Wochen neu aktuell geworden. In mir brodelte es immer wieder wie aus dem nichts, wenn ich an bestimmte Menschen dachte. Meine Worte waren von Gift und blinder Wut geprägt. Ich bat den Heiligen Geist, mir den Grund meiner Bitterkeit zu zeigen. Im Gespräch mit meinem Mann stießen wir tatsächlich auf die Wurzel des Problems und entschieden uns als Paar, dass ich die dahinter liegende, tief sitzende Verletzung ansprechen muss, um heilen zu können.
Am darauf folgenden Tag tat ich genau das. Die Reaktion auf meine Worte war wie ich befürchtet hatte: Vollkommenes Unverständnis und keine Möglichkeit auf Heilung wie ich sie mir erhofft hatte.
Und Gott forderte mich auf: Lass deine Bitterkeit und deine Rachegedanken los! Gib es mir ab! Ich kümmere mich! Für mich war das im ersten Moment undenkbar, aber ich begab mich auf Spurensuche: Was ist eigentlich Vergebung und wie kann ich praktisch vergeben?
Vergebung
Was ist eigentlich Vergebung?
Schuld bzw. Sünde bedeutet wörtlich „Das Ziel verfehlen“: Wir alle sind Sünder und verfehlen die guten Ziele, die Gott für uns hat. Wir gehen eigene Wege, vertrauen Gott nicht vollkommen. Unsere Beziehung zu Gott ist gestört. Dadurch kommt es zur Trennung von Gott und in der Folge dessen auch von anderen Menschen. Jede Sünde zieht tiefgreifende Konsequenzen nach sich. Sünde kann man nicht auslöschen. Sie wirkt bis in die Gegenwart und Zukunft hinein. Der Lohn, für die Sünde ist der Tod. Erst wenn der Tod eintritt, verliert die Sünde ihre Macht über einen Menschen.
Als Lösung hat Gott Jesus geschickt, der alle Trennung und alle Strafe für uns übernommen hat, sodass unsere Beziehung zu Gott wiederhergestellt werden kann. Nur wenn wir wissen, dass wir selber Vergebung brauchen, können wir anderen vergeben. (siehe 1. Johannes 1,5-2,2)
Vergebung
Nur der, der Vergebung empfangen hat, kann sie weitergeben.
Was ist eigentlich Vergebung und wie kann ich vergeben?
Und wie kann ich vergeben?
Das Wort Vergebung kann auch übersetzt werden mit „wegschicken, erlassen, loslassen, wegtragen“. Vergeben bedeutet, dass du auf dein Recht verzichtest, den anderen zu bestrafen und ihm seine Schuld nicht länger vorhältst. Du gibst die Last deiner Wut und deines Zorns an Gott ab.
Vergebung
Vergeben bedeutet, deine Wut an Gott abzugeben und ihm zu vertrauen, dass er sich um dein Recht kümmert.
Vergebung
Wenn du an den entstandenen Verletzungen festhältst, vergiftest du dein eigenes Herz. Du wirst bitter und bist Gott ungehorsam, denn er fordert immer wieder dazu auf, dass wir anderen vergeben sollen. Der eigentliche Gefangene ist nicht der, der dich verletzt hat, sondern du selbst. Tu dir einen Gefallen und übergib Gott die Verletzung.
Verzeihen
Vergebung in 6 Schritten
Vergebung
Vielleicht fragst du dich genau wie ich: Wie soll ich das aber nun machen: Vergeben? Ich kann doch meinen Schmerz nicht einfach unterdrücken und vertrauen schon gar nicht mehr! Das kann ich gut verstehen. Bitte Gott, dich bei dem Prozess der Vergebung zu begleiten und dein Herz weich zu machen. Er wird es tun.
Vergebung
1. Stell dich deinem Schmerz und bringe ihn vor Gott!
Vergebung
Nimm dir ein großes Blatt Papier und teile es in vier Spalten auf:
Wer hat mich wie verletzt? | Welche Auswirkungen hatte diese Schuld auf mich? | Wie habe ich auf diese Schuld reagiert? | Passende Bibelstelle |
Vergebung
Schreibe nun in der ersten Spalte den Namen der Person auf, die dich verletzt hat und zähle die Fakten auf. Beschreibe genau, was wann und wie vorgefallen ist. Stelle dir dann die zweite Frage: Welche Auswirkungen hatte diese Schuld auf mich? Werde konkret. Benenne deine Gefühle. Weine, schreie, boxe in dein Kissen – lass deinen Schmerz zu. Wenn du deine Gefühle nicht fühlst und verstehst, kommen sie ungebeten wieder an die Oberfläche und stauen sich in dir auf. Statt sie gegen die Person zu richten, die dich verletzt hat, rede mit Gott darüber. Er versteht dich. Vielleicht hilft es dir, dir vorzustellen, dass Gott dich in den Arm nimmt und dir zuspricht: „Ich weine mit dir. Ich verstehe dich und lasse dich niemals los!“ Auch wenn du Sünde vergibst, wird diese Sünde damit nicht klein gemacht. Im Gegenteil du erkennst an, dass sie dir sehr weh getan hat.
Vergebung
2. Triff die Entscheidung zu vergeben!
Wenn du ausgiebig getrauert hast, ist es Zeit die Verletzung und den Schmerz loszulassen. Mache dir bewusst, dass du nicht das Recht hast, Gott zu spielen. Entscheide dich bewusst, die Person an Gott zu übergeben und sprich der Person Vergebung zu – auch wenn sie nicht anwesend ist – : „Im Namen Jesu und in seiner Vollmacht vergebe ich dir, XY, dass du …! Ich lege meine Verletzung in deine Hände, Jesus.“
Du musst dich nicht danach fühlen zu vergeben, du musst der Person auch nicht mehr vertrauen oder dich mit ihr versöhnen (dazu gehören immer zwei Menschen). Jesus hat sich am Kreuz bestimmt auch nicht danach gefühlt zu vergeben. Er kannte die Menschen ganz genau. Deshalb hat er ihnen nicht alles anvertraut (Johannes 2,24). Auch du musst mit einer Person, die dich verletzt hat nicht umgehen als wäre nichts passiert! Oft ist es gut, gesunde Grenzen zu setzen!
Schreibe nun quer über die erste Zeile: Vergeben!
Vielleicht hilft es dir, die Frage zu stellen: Warum hat diese Person mich so verletzt? Ist sie vielleicht selbst verletzt oder einfach ganz anders geprägt? Manchmal können wir den anderen so besser verstehen.
Vergebung
3. Bin ich selber an der anderen Person schuldig geworden?
Wenn wir verletzt werden neigen wir dazu, andere ebenfalls zu verletzen. Denke über deine Reaktion auf die erlittene Verletzung nach. Hast du dich korrekt verhalten oder bist du selber schuldig geworden? Wenn du mit weiteren Verletzungen reagiert hast, übernimm die Verantwortung für deine Schuld! Entschuldige dich, versuche dein Fehlverhalten wieder gut zu machen.
Vergebung
4. Suche eine passende Bibelstelle!
Mir hilft es, in der Bibel eine Textpassage zu finden, die zu meinem erlittenen Schmerz passt. Geh doch mal auf die Suche danach. Wenn du eine Stelle gefunden hast, lies sie aufmerksam, meditiere darüber. Vielleicht legst du auch den Zettel mit deiner Tabelle in die Seiten deiner Bibel und wenn du sie an dieser Stelle aufschlägst, überlege wie sich dein Schmerz verändert hat. Wenn du immer noch genauso bitter reagierst, spürst du die Narben und darfst wissen: Auch seelische Wunden brauchen Zeit zum Heilen!
Vergebung
5. Lade Jesus ein, deine Gefühle zu verändern!
Das Schwerste ist, wenn man trotz Vergebung immer noch wütend und verletzt ist. Ich verrate dir ein Geheimnis: Du kannst deine Gefühle nur bedingt verändern. Der erste Schritt dazu ist das Gebet. Lege Gott deine verletzten Gefühle hin und bitte ihn, deine Gefühle zu heilen. Gegen deinen Willen wird er das nicht tun, aber wenn du ihn lässt, können Wunder geschehen!
Vergebung
6. Werde aktiv: Segne die andere Person!
Der schwerste aber wichtigste Schritt nach dem Aussprechen der Vergebung ist, dass du aktiv an deinen Gedanken über die andere Person arbeitest. Wenn du sie wieder anklagen möchtest, sage laut: „Stopp! Die Last dieser Sünde trage nicht mehr länger ich. Sie ist vergeben und liegt in den Händen von Jesus.“ Und dann bete für die andere Person, segne sie, überlege dir, wie du ihr dienen kannst, werde kreativ, … Am Anfang deines Heilungsprozesses wirst du oft beten müssen und du wirst merken: Nichts verändert deine Gedanken und Gefühle mehr als das Gebet für deinen Schuldner!
Hier geht es zur aktuellen „Ein Mal durch die Bibel“-Andacht!
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