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Not the same procedure as every year

Not the same procedure as every year

Es ist ein ganz normaler Novembertag. Ich sitze mit dem Kind auf dem Schoss auf der Couch. Vor mir liegen einige Karteikarten, mein Kalender und mein Smartphone. Dieses Jahr möchte ich meinem Mann einen besonderen Adventskalender entwerfen. Schnell steht die Idee fest: Mein Mann liebt gemeinsame Aktionen. Im Dezember werden wir jeden Tag etwas zusammen unternehmen, kreativ werden, backen, basteln, reden, … Einen ganzen Abend verbringe ich damit, eigene Ideen zu entwerfen, nach preiswerten Date-Ideen zu googlen und die Ergebnisse festzuhalten. Als ich fertig bin, merke ich: Mir hat dieses Projekt sehr viel Spaß gemacht, aber es hat mich innerlich leer zurückgelassen. Irgendetwas fehlt.

Szenenwechsel. Einige Tage später sitze ich wieder auf der Couch mit dem Kind auf dem Schoss und dem Smartphone in der Hand und suche nach Weihnachtsgeschenken für meine Lieben. Es sollen Geschenke sein, über die sich jeder ganz besonders freut. Es sollen Geschenke sein, an die sich jeder erinnert und es sollen Geschenke sein, über die ich mich selber freuen würde. Überflüssig zu sagen, dass ich fast zwei Tage brauche, um überhaupt für alle Familienmitglieder bezahlbare Ideen zu sammeln. Und als ich fertig bin merke ich erneut: Es hat mir viel Freude gemacht und mich dennoch innerlich leer zurückgelassen. Irgendetwas fehlt.

Ich muss nicht lange darüber nachdenken: Es ist die Hauptperson, die in keiner meiner Überlegungen vorkommt. An Weihnachten feiern wir den Geburtstag meines Herrn und Erlösers. Jesus ist in die Welt gekommen, um den Weg zu Gott frei zu machen und unserem Leben wieder Sinn und Ziel zu geben. Ich schlucke. Traurigkeit steigt in mir hoch. Ich bin in die Konsum- und Wohlfühl-Falle getappt. Dieses Jahr möchte ich meine Adventszeit anders gestalten.

Vor einiger Zeit bin ich über ein Bild gestolpert, auf dem einige Vorsätze für die Adventszeit in Worte gefasst und unserem normalen „Weihnachtsdenken“ gegenübergestellt wurden. Der Inhalt lautete ungefähr:

Weihnachts-To-Do-Liste

  • statt Geschenke zu kaufen: präsent sein
  • statt Geschenke einzupacken:  jemanden in eine feste Umarmung einhüllen
  • statt Geschenke zu machen: Frieden stiften
  • statt für ein Festessen einzukaufen: für Menschen spenden, die nichts zu essen haben
  • Statt die Lichter nur zu betrachten: Licht sein

Diese Worte haben mich tief berührt, weil sie mir etwas von dem zeigen, was Weihnachten eigentlich bedeutet: Gott wird Mensch, um uns Menschen zu retten und mit uns wieder Gemeinschaft zu haben. Gottes Liebe zeigt sich in der Weihnachtsgeschichte – aber nicht harmonisch und kuschlig und konsumorientiert.

Jesus wurde an Weihnachten geboren – aber nicht in einem gut ausgerüsteten Krankenhaus, sondern in einer schmutzigen Höhle, die zu der Zeit als Stall und später als Grab genutzt wurde. Hygienische Standards, Ärzte und Hebammen fehlten komplett, – genauso wie Babykleidung. Und Jesus wurde in Windeln, die eigentlich Grabtücher waren, gewickelt. Seine Eltern hatten zu dieser Zeit kein festes Dach über dem Kopf. Ja, Gott, der Schöpfer der Welt, entschloss sich seinen Sohn für eine ganze Weile als Menschen auf die Erde zu schicken. Als normales Baby. Jesus war den Himmel gewöhnt, er hatte alle Macht und alles Schöne, das man sich nur vorstellen kann. Und wurde im Körper eines Babys, das erst lernen muss, ihn zu beherrschen, sich zu bewegen, zu sprechen, geboren. Gottes Sohn entschied sich, für lange Zeit in diesem kleinen Körper eingeschlossen zu sein, sich selbst zu beschränken – für mich.

Daran möchte ich mich in den letzten Advents-Tagen erinnern. Ich möchte mich darauf vorbereiten, diesem Jesus entgegenzutreten. Ich möchte von mir weg und auf die Menschen sehen lernen, die heute die Position in der Gesellschaft einnehmen, die Jesus und seine Eltern damals hatten: Flüchtlinge, Menschen, denen die grundlegendsten Dinge zum Leben fehlen. Wie? Keine Ahnung. Aber: Ich möchte präsent sein, meine Lieben wirklich sehen, das Handy aus der Hand legen und stattdessen dankbar genießen, was für ein wunderbares Leben ich leben darf. Ich möchte umarmen, wo jemand eine Umarmung braucht und ein kleines Licht sein für die Menschen, die mir begegnen.

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