Vor einigen Wochen kam ich aus dem Urlaub nach Hause. Wir waren als Großfamilie in Dänemark und durften zwei Wochen Gemeinschaft, Natur und Ruhe genießen. In Deutschland wurde gerade eine Verordnung nach der anderen beschlossen um das Corona-Virus einzudämmen. Als wir nach Hause kamen, war alles anders. Von einem Tag auf den Anderen durften wir niemanden mehr sehen und ich war fast den ganzen Tag alleine mit meiner kleinen Tochter zu Hause. Und mich traf die Erkenntnis: Ich fühle mich einsam, ziellos und hoffnungslos. Eine große Sehnsucht überkam mich:
Ich will leben! Ich wünsche mir erfüllte Tage! Ich möchte lachen und weinen und echte Gemeinschaft haben!
„Tausend Geschenke“
In meinem Regal steht schon eine ganze Weile ein Buch: „Tausend Geschenke“ von Ann Voskamp. Ich wusste, dass die Worte dieses Buches mich tief berühren und verändern würden und dass sie mich mit der Esther in Verbindung bringen würden, die ich gerne sein möchte. Was ich nicht erwartet hatte war, dass dieses Buch mich grundsätzlich umkrempeln würde und meine tiefsten Gedanken in Worte fassen. Es begann mit dem Geheimnis des Abendmahls.
Das Geheimnis des Abendmahls
Ich konnte lange Zeit nicht viel mit dem Abendmahl anfangen. Es war für mich ein Ritual, an dem man als Christ eben teilnimmt. Und erst jetzt habe ich entdeckt: Das Abendmahl enthält so vieles, ist voll von Geheimnis, Symbolkraft und Leben.
In Matthäus 26, 26-28 wird beschrieben, wie Jesus das Abendmahl einsetzte. Dabei heißt es:
Während des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und esst; das ist mein Leib.
Matthäus 26,26 (EÜ)
Das Wort, das im Urtext für „Lobpreis“ verwendet wird heißt im Griechischen „eucharisteo“ und bedeutet so viel wie Dankgebet. Wenn man das Wort eucharisteo näher untersucht, entdeckt man zwei weitere Worte: charis (Gnadengabe) und chara (Freude).
Das Abendmahl verbindet diese drei Worte zu einer Einheit: Jesus sieht das Brot. Er weiß um das Geschenk, das in seinem Leid liegen wird und nimmt es dankbar an. Seinen Dank drückt er durch ein Gebet aus und die unaussprechliche Freude der Rettung wird für uns dadurch möglich.
Durch das Wahrnehmen von und danken für Gottes Gnadengaben wächst in mir eine tiefe Freude.
Wie nehme ich Gottes Gnadengaben wahr? Wie lerne ich danken?
1 – Die Einstellung der Dankbarkeit entwickeln
Es gibt vieles, was uns unsere Dankbarkeit und unser Vertrauen in Gottes Güte stehlen kann: Tod, Leid, Ungerechtigkeit, … Wie kann man dennoch lernen, auf Gottes Güte zu vertrauen?
Wie jede andere Fähigkeit kann man Dankbarkeit einüben.
Dieses Üben beginnt damit, dass ich Dinge erkenne, die Gott mir geschenkt hat. Das können Kleinigkeiten sein, die ich entdecke: Eine schöne Blume, ein freundliches Lächeln. Ann Voskamp schlägt vor, sich ein Notizbuch anzulegen, in dem man über einen längeren Zeitraum Tausend Geschenke Gottes notiert. In dieser Zeit lernt man, Gottes Gnade wahrzunehmen, zu suchen und ihr nachzujagen. Für jedes dieser Geschenke kann ich Gott in ganz einfachen Worten danken und so ihn als Geber alles Guten erleben.
2 – Entschleunigung
Eile und Stress halten uns oft davon ab, Gnadengaben wahrzunehmen. Ein Schlüssel zu wahrer Freude ist deshalb Entschleunigung. Der Gottesname „JHWH“ bedeutet so viel wie „Ich bin“.
Gott hat uns als seine Ebenbilder geschaffen und auch wir sollen im Augenblick leben, bewusst wahrnehmen, dass wir sind und was wir für wunderbare Geschenke erhalten haben.
Wie oft stecken wir in einer Warteschleife fest und denken Dinge wie: „Wenn erst meine Kinder größer sind, … Wenn ich erst ein eigenes Haus habe, …“ Wir verpassen damit das Gute, das es im Heute zu finden gibt.
Nimm dir doch mal bewusst Zeit wahr- und anzunehmen, wie dein Leben heute ist und wie dankbar du dafür sein kannst. Konzentriere dich auf eine einzelne Aufgabe anstatt Vieles halb und Nichts ganz zu machen.
3 – Entdecke Gnade auch im Schmerzhaften
Es gibt Erlebnisse im Leben, die einfach nur weh tun und in denen wir auf den ersten Blick keine Gnade erkennen können. Mir fällt es schwer zu akzeptieren, dass Gott den Überblick hat und zu wissen:
Er meint es gut und alles wird zu meinem Besten dienen.
Wenn ich mir die schmerzhaften Situationen meines Lebens anschaue, kann ich im Rückblick oft erkennen, wie wunderbar Gott trotz allem gehandelt hat, dass er da war und mich geprägt hat, dass er mich nie verlassen hat.
Das hilft mir, mir in schweren Situationen – auch im Alltag – klar zu machen, dass Gott da ist und wirkt. Gerade in diese Situationen kann ich ihn einladen und erleben: Er verändert meine Perspektive und ich entdecke sogar in Schwerem etwas Schönes – und wenn es ist, dass ich Gottes Nähe wahrnehme.
4 – Entwickle Vertrauen
Vertrauen ist das tiefe Wissen, dass Gott es gut mit mir meint. Gerade wenn ich in eine schwere Zeit komme, ist es essentiell, dass ich Gott vertraue, dass er es gut mit mir meint und dass er mich trägt.
Es ist mir nur möglich trotz aller Schmerzen Freude zu empfinden, wenn ich Vertrauen habe.
Um mein Vertrauen wachsen zu lassen, ist es gut, mich an das zu erinnern, was Gott bereits in meinem Leben getan hat, wie er mich getragen hat. Ich muss eine Erinnerungskultur aufbauen, seine Zusagen in der Bibel gut kennen und anwenden.
5 – Werde ein Geschenk für Andere
Wenn ich mich von Gott füllen lasse, meine Freude über seine Gegenwart und Liebe überfließen, werde ich automatisch diese Gnade und Freude weitergeben.
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