Familie Mutterschaft Rückblick

Eine Familie und doch verschieden

Eine Familie und doch verschieden

Seufzend nehme ich meine kleine Tochter auf den Arm – sie weint seit zwei Tagen jedes Mal wenn ich sie versuche zum Spielen auf den Boden zu setzen. Normalerweise spielt sie stundenlang alleine und sucht sich immer wieder eine neue Beschäftigung. Aber jetzt ist alles anders. Wir waren eine Woche im Urlaub. Bei der Familie. Genau genommen bei zwei verschiedenen Familienteilen. Es war schön und sehr anstrengend. Nicht nur unsere Kleine muss sich neu an das Leben Zuhause gewöhnen und sich wieder einleben. In mir macht sich eine Mischung aus Wut, Unverständnis, Trauer und Ohnmacht breit. Wir waren doch bei der Familie. Warum sind wir alle so durcheinander? Warum war das für uns so anstrengend. Wir lieben unsere Familie doch. So darf man doch nicht fühlen, denken und empfinden, oder? Mein Mann und ich reden, diskutieren und denken nach und mir wird klar, dass wir in Zukunft anders an Familienbesuche herangehen müssen. Familie ist nicht mehr so wie zu Zeiten der Bibel. Wir leben an unterschiedlichen Orten, sind unterschiedlich geprägt und haben unterschiedliche Erwartungen. Um mit diesen Voraussetzungen eine entspannte Familienzeit zu erleben, habe ich sechs Tipps für eine stressfreie gemeinsame Zeit zusammengetragen:

6 TIPPS FÜR EINE STRESSFREIE FAMILIENZEIT

1) Gebet

Mir fällt immer wieder auf, dass meine Beziehungen nur gelingen, wenn ich eng mit Jesus verbunden bin und sensibel auf sein leises Reden höre und reagiere. Wenn ich schon in meinem Alltag alleine diese Verbindung dringend brauche, wie viel mehr müssen Familienzeiten im Gebet vor den Schöpfer der Familie gebracht werden, damit ich die anderen Familienmitglieder besser verstehen und ihre Bedürfnisse wahrnehmen kann.

2) Erwartungen überdenken

Ich fahre zu jedem Familientreffen mit bestimmten unausgesprochenen Erwartungen. Meist sind sie mir nicht einmal bewusst. Spätestens, wenn ich irritiert von anderen Familienmitgliedern bin, merke ich aber, dass sie da sind. Es hilft mir, vorher darüber nachzudenken, wie ich mir die kommenden Tagen vorstelle und zu erkennen, dass jeder von uns eigene Wünsche, Tagesabläufe und Rituale in seinem Alltag lebt und dass diese Ansichten und Rhythmen sehr wahrscheinlich kollidieren werden.

3) Ausgeruht sein

Ich bin eine Meisterin im Aufschieben und Herauszögern von Dingen. Meistens stolpere ich aus diesem Grund in den Urlaub. Unsere Koffer werden in den letzten Stunden vor Abreise gepackt, die frisch gewaschene Wäsche ist natürlich noch nass und zu allem Überfluss habe ich mindestens eine Person vergessen, mit der ich unbedingt vor der Abfahrt noch reden wollte. Wenn ich müde und gestresst bin, fällt es mit schwer, geduldig, offen und liebevoll mit anderen umzugehen und mich auf Gemeinschaft einzulassen. Ein bisschen Planung und Ruhe vor der Abreise können dagegen Wunder bewirken.

4) Bedürfnisse ansprechen

Jedes Familienmitglied hat eigene Bedürfnisse, die die anderen nicht zwangsläufig erraten können. Wir haben unserer Tochter zum Beispiel einen festen Tagesrhythmus angewöhnt, damit sie sich sicher fühlt und es leicht hat, alleine einzuschlafen. Das kann die Familie nicht wissen. Es ist deshalb wichtig, dass wir als Paar und Kleinfamilie uns klar darüber werden, was wir in den Familientagen beibehalten wollen und das offen ansprechen. So können Konflikte von Vornherein vermieden werden.

5) Andere Akzeptieren

Jeder von uns hat eine spezielle Prägung und macht manche Dinge auf seine ganz besondere Art und Weise. Mein Schwiegervater hat mir einen wunderbaren Rat gegeben, indem er sagte: „Ich entscheide mich dafür, jemanden zu ertragen und manches auch mal nicht anzusprechen, weil ich weiß, dass der andere es nicht ändern kann.“ An diesen Ratschlag möchte ich mich halten. Wenn ich merke, dass z.B. unsere Großeltern ganz andere Vorstellungen von Erziehung haben, muss ich sie nicht ändern oder korrigieren. Ich darf sie stehen lassen und sie so annehmen wie sie sind und trotzdem darf ich ihnen liebevoll erklären, wenn ich etwas bewusst anders machen muss, weil es meinem Kind gut tut (s. 3).

6) Freiräume schaffen

Wenn mir als Hochsensible alles zu viel zum Verarbeiten wird, muss ich mich zurückziehen und eine Weile einfach alleine verbringen. Nach solchen Zeiten habe ich neue Kraft und Freude, um mich in die Familie einzubringen. Und das ist auch in Ordnung. Manchmal muss man sich nur trauen, sich diese Auszeiten zu nehmen.

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