Ehe Rückblick

Nur wir zwei – Die vier Standbeine unserer Ehe

„Wir ziehen um. Zwei Wochen vor dem Geburtstermin unserer ersten Tochter.“ Diese Ankündigung war für viele unserer Freunde ein mittelgroßer Schock. Aber wir haben es geschafft: Unsere neue Wohnung ist dank meines Nestbautriebs nicht nur begeh- sondern bewohnbar. Sogar so bewohnbar, dass wir uns jetzt schon besser eingerichtet fühlen als in unserer alten Wohnung. Aber in den letzten Tagen haben wir eine wichtige Sache vernachlässigt: Unsere Beziehung. Ich kann es nicht besser formulieren als mein Mann: „Ich fühle mich dir gerade so fern.“ Wie kann man trotz vollen Alltags ein Liebespaar bleiben? Wie kann man es lernen, sich trotz Stürmen im Leben nah zu sein?

Nur wir zwei – Die vier Standbeine unserer Ehe

Immer wieder wird Beziehung mit einem dreibeinigen Hocker verglichen, der auf drei wichtigen Beinen aufgebaut ist: Auf emotionaler Tiefe, Intimität und gemeinsamen Aktionen. Jeder, der schon einmal auf einem solchen Hocker saß weiß, dass er relativ leicht aus dem Gleichgewicht gerät. Schon das kleinste Kippeln oder ein etwas kürzeres Bein genügen, damit der Hocker umfällt und instabil wird. Aus diesem Grund ist es sicherer, einen vierbeinigen Hocker als Sitzgelegenheit zu wählen. Auch dieser Hocker kann instabil werden, hält aber durch das vierte Bein mehr Gewicht und unsachgemäße Behandlung aus. Dieses vierte Bein entscheidet demnach über die Stabilität einer Beziehung. In unserer Ehe ist dieses vierte Bein die geistliche Gemeinschaft. Wir haben für uns herausgefunden, dass es wichtig ist, in alle vier Bereiche unserer Ehe zu investieren und sie gleichzeitig wachsen zu lassen. So bauen wir eine immer stabilere Beziehung, die immer weniger aus dem Gleichgewicht geraten kann.

1. Emotionale Tiefe

Das, was ich als erstes an meinem Mann attraktiv fand, war seine Art zu denken und zu kommunizieren: Vom ersten Tag an führten wir interessante und tiefgehende Gespräche über viele verschiedene Themen. Am Anfang unserer Beziehung wollte ich alles über meinen Mann herausfinden – angefangen von seiner Lieblingsfarbe bis zu den kleinsten Ereignissen seines Alltags. Genau das macht emotionale Nähe für mich aus: Ich interessiere mich für das, was im Anderen vorgeht, wie er unter seiner Oberfläche ist. Um die emotionale Tiefe in unserer Ehe wachsen zu lassen, ist es mir wichtig, dass mein Mann und ich uns jeden Tag Zeit nehmen, um miteinander über das zu reden, was uns wirklich beschäftigt. Manchmal fällt es mir schwer, meine Gefühle in Worte zu fassen, dann schreibe ich Briefe. Egal wie, wir versuchen, miteinander im Gespräch zu bleiben und uns emotional an unserem Alltag teilhaben zu lassen.

2. Intimität

Über das Thema Intimität wurde schon vieles gesagt und geschrieben. Wir haben herausgefunden, dass Sexualität wie ein Klebstoff ist, der unsere Ehe zusammenhält und an dem wir sehr genau ablesen können, wie nahe wir uns in einem Moment stehen. Immer wieder reden wir über unsere Wünsche und Erfahrungen und lernen, einander besser einzuschätzen. Auch in diesem Bereich ist es meiner Meinung nach am wichtigsten, sich auf die Gemeinschaft mit dem Anderen zu konzentrieren und bewusst gemeinsame Zeiten einzuplanen, in denen man auch im stressigen Alltag intim wird.

3. Gemeinsame Aktionen

Mein Mann und ich lieben es, gemeinsam Dinge zu erleben. Das kann so einfach sein, wie ein gemeinsames Essen zu kochen oder ein Konzert zu besuchen. Es kann aber auch bedeuten, unsere Wohnung gemeinsam einzurichten oder ein längeres Projekt zu planen. Gemeinsame Hobbies verbinden nicht nur, sie helfen einem, den Partner anders und unverkrampft im Alltag wahrzunehmen. Zu den schönsten Momenten unsere Ehe gehören unsere gemeinsamen Autofahrten und Spaziergänge an uns unbekannten Orten. Wir hatten viel Zeit, um miteinander zu reden und zu schweigen, Tiere und Pflanzen zu entdecken und die Gegenwart des Anderen einfach zu genießen.

4. Geistliche Gemeinschaft

Seit Beginn unserer Beziehung ist der geistliche Bereich für uns ein Schlüssel zu inniger Gemeinschaft: Wir haben bereits früh begonnen, miteinander regelmäßig zu beten und Bibel zu lesen und uns an unseren geistlichen Entdeckungen teilnehmen zu lassen. Gottes Nähe wird durch diese Zeiten besonders spürbar und wir fühlen uns getragen und auf das Wichtigste in unserem Leben ausgerichtet. Geistliche Gemeinschaft ist für uns wie der rote Faden, der uns sowohl emotionale, als auch körperliche Intimität intensiver erleben lässt und uns durch gemeinsame Aktivitäten mit Freunden, denen die geistliche Gemeinschaft ebenfalls wichtig ist, auch im Alltag verbindet.

Das, was man braucht, um in jeden dieser Bereiche zu investieren, sind gemeinsame, ungeteilte Zeit und die Bereitschaft, sich immer wieder neu aufeinander einzulassen und füreinander zu interessieren. Für uns ist es außerdem entscheidend, uns gegenseitig den Freiraum zu geben, Zeit ganz für sich alleine zu bringen. Denn nur, wenn es uns mit uns selbst gut geht, geht es uns auch miteinander gut.

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